Tests 15.06.2018, 07:59 Uhr

Test: Affinity Photo 1.6

Jede Bildverarbeitung wäre gerne der «Photoshop-Killer» – doch diese hat auch das Zeug dazu.
Seit Affinity Photo vor drei Jahren die Bühne betreten hat, ist der Software die Aufmerksamkeit der grafischen Branche gewiss. Der Leistungsumfang kann sich mit Photoshop messen. Die Oberfläche wirkt modern und aufgeräumt und die hohe Performance vermittelt das Gefühl, man würde vor einem neuen Rechner sitzen.
Fast zeitgleich mit dem Erscheinen von Affinity Photo entschloss sich Adobe, die Creative Suite komplett auf das Abo-Modell umzustellen – und hat damit dem Hersteller Serif wohl den grösstmöglichen Gefallen erwiesen. Denn Affinity Photo wird nur einmal gekauft. Ausserdem ist die Anwendung so unverschämt günstig, dass es nicht mehr gesund sein kann: Die Mac-Version ist für 48 Franken im Mac App Store zu haben, die Windows-Version wird für denselben Preis im Microsoft Store verkauft.
Affinity Photo gibt es für Macs, Windows-PCs und das iPad (im Bild: Microsoft Surface)
Quelle: Serif

Mach’ mir den Photoshop

Der Schwerpunkt dieses Tests liegt weniger auf den Funktionen, sonst würde er kein Ende nehmen. Stattdessen wollen wir uns auf die Eigenheiten bei der Arbeitsweise konzentrieren – und darauf, wie viel Geduld die Software einem gestandenen Photoshop-Anwender beim Wechsel abverlangt – rein hypothetisch, natürlich. Was immer Sie also gleich lesen, wurde mit einem schrägen Blick auf Photoshop geschrieben.

Kompatibilität

Deshalb starten wir mit der wichtigsten Frage: Wie kompatibel ist Affinity Photo mit Photoshop? Zugegeben, ich konnte nicht die Tiefen einer Photoshop-Datei mit Hundert Ebenen ausloten – aber wenn Sie solche Werke produzieren, werden Sie dank Demoversion schnell herausfinden, wo die Grenzen liegen.
Für die grosse Masse an Photoshop-Anwender präsentiert sich die Lage so: Affinity Photo verwendet ein eigenes, proprietäres Dateiformat mit der Endung «.aphoto». Dieses Format wird allen Eigenheiten der Software gerecht. Und nur für dieses Format garantiert Serif, dass die Dateien korrekt gespeichert werden – aber das versteht sich von selbst.

Import, Export, nativ?

Trotzdem ist Affinity Photo in der Lage, PSD-Dateien aus Photoshop zu lesen und zu schreiben. Dabei werden auch Text- und Einstellungsebenen korrekt übernommen, allerdings ohne Beschriftung. Doch das spielt nur bei sehr komplexen Photoshop-Dateien mit vielen verschachtelten Ebenen eine Rolle.
Darüber hinaus lassen sich die Einstellungen in der Software so zurechtbiegen, dass geöffnete Photoshop-Dateien ohne Umweg zurückgeschrieben werden – PSD bleibt also PSD. Das geschieht natürlich auf eigenes Risiko, aber unsere Erfahrungen sind durchs Band positiv. Vermutlich hat sich das Thema für die meisten Anwender auf die bestmögliche Weise erledigt.
Photoshop-Dateien lassen sich ohne Umweg öffnen, bearbeiten und wieder zurückschreiben
Quelle: Screenshot / ze
Und weil wir gerade bei der Kompatibilität sind: Die meisten Plug-Ins sollten ebenfalls funktionieren; die gute alte Nik-Collection läuft jedenfalls problemlos.

Dateigrösse

Eine andere Eigenschaft darf nicht unerwähnt bleiben: Affinity Photo erzeugt relativ grosse Dateien. Wenn eine Photoshop-Datei zum Beispiel 100 MB wiegt, dann kann die identische Datei aus Affinity Photo durchaus auf 150 MB anwachsen.
Auf Bedenken der Anwender hin liess Serif verlauten, «dass man sich die Sache ansehen wird» – doch beim Lesen zwischen den Zeilen war zu spüren, dass dieses Anliegen keine Priorität geniesst. Stattdessen steht Serif dazu, dass das Dateiformat auf maximale Performance ausgelegt ist, aber nicht auf eine möglichst geringe Dateigrösse. Und Affinity Photo ist performant, daran besteht kein Zweifel.
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Kommentare
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Klaus Zellweger
18.06.2018
Vielleicht schon früher einmal installiert und wieder gelöscht?