Tests 02.11.2016, 13:09 Uhr

PlayStation VR nach zwei Wochen im Dauertest

PCtipp konnte PlayStation VR schon vor und während der Gamescom testen. Doch kann das Konsolen-Headset überhaupt mit HTC Vive und Oculus Rift mithalten?
Sonys PlayStation VR ist der erste Versuch eines Konsolenherstellers, Virtual Reality auf Spielebene massentauglich zu machen. PCtipp hat die Cyberbrille für PS4 schon vor und während der Gamescom getestet. Gleich vorweg: Viele unserer positiven Ersteindrücke haben sich im Langzeittest definitiv bestätigt. Einige Einschränkungen gegenüber den technisch besseren VR-Systemen von Oculus und HTC bestehen aber mit dem VR-Helm für die Masse durchaus. Dafür überzeugen uns die Spiele mehr. Aber eins nach dem anderen.
Sonys VR-System: Die Move Controller und die Kameraleiste sind nicht im Lieferumfang enthalten

Pfannenfertige Lösung

Mit gut 460 Franken ist Sonys Spielbrille für die virtuelle Spielwiese nicht ganz günstig, aber doch um einiges günstiger als die Hightech-Lösungen für den PC. Zum Vergleich: Die HTC Vive kostete zum Launch inklusive Zollgebühren etwas über 1000 Franken, und ohne einen zünftigen Rechenknecht mit Vierkern-i5-CPU und einer starken Grafikkarte (mindestens Nvidia GeForce GTX 970) geht da nichts. Clevere Ansätze, die Hardware-Anforderungen mit vorausrechnenden Durchschnittsbildwiederholraten massiv zu reduzieren, sind zwar schon da. Wie lange aber diese Umsetzung dauert, ändert nichts am gegenwärtigen Preisbarometer in der VR-Landschaft. Einen Vorteil hat das günstigere VR-System aber: Das Head Mounted Display (HMD) ist in wenigen Minuten spielbereit und muss dazu nur an der Spielkonsole angeschlossen werden. Einzige Anforderung: Man braucht ein wenig Platz in der Stube. Zu empfehlen sind ein Sitzabstand von bis zu drei Metern und zwei Meter Bewegungsfreiheit in der Breite.
PCtipp-Redaktor Simon Gröflin hat PlayStation VR zwei Wochen lang getestet
Quelle: PCtipp

Was nicht mitgeliefert wird

Ausserdem erforderlich für die LED-Bewegungsverfolgung vom HMD und der Spielsteuerung ist eine PS4-Kamera für rund 70 Franken. Was Sony auch nicht mitliefert, sind die beiden Move-Controller, die zwar bei vielen Spielen nicht Pflicht sind, ohne die es aber bei einigen Titeln nur halb so viel Spass macht. Man bekommt die beiden Bewegungsstäbe mit LED-Gummiball inzwischen in einem «Twin Pack» ab 84 Franken. Also muss man noch gut 160 Franken zum Anschaffungspreis des VR-Headsets dazurechnen. Apropos Verfügbarkeit: Ausverkauft ist das VR-Gadget bereits seit dem 13. Oktober und Sony gab an, die Produktion bis Jahresende zu erhöhen. Wer PlayStation VR jetzt bei Onlinehändlern wie World of Games oder Brack.ch bestellen will, kann mindestens bis Mitte Dezember (wenn nicht länger) warten. Marktforscher rechnen damit, dass Sony bereits in diesem Jahr mehr als 2,6 Millionen Einheiten verkaufen wird.
Die beiden Move-Controller (und die PS4-Kamera) liefert Sony nicht mit
Quelle: PCtipp

Alles gut erklärt

Was einem einmal mehr beim Auspacken auffällt: Die erste Generation im VR-Gaming ist auch hier noch mit vielen Kabeln verbunden. Dazu gehören natürlich HDMI-Kabel, USB-Kabel, Netzkabel und ein Anschlussadapter für VR-Brille und Netzteil. Das Signal wird über ein kleines quadratisches Böxchen, das Sony als «Prozessoreinheit» bezeichnet, via USB und HDMI durch TV und PS4 geschlauft. Eigentlich handelt es sich bei der «Processing Unit» um nichts anderes als eine Art HDMI-Splitter, denn die PSVR ist letztendlich nur ein weiterer Monitor. Die Unit kann aber auch die gleichzeitige Signalübertragung über TV und HMD bewerkstelligen.
Der Lieferumfang der PlayStation VR
Quelle: PCtipp

Schnelle Inbetriebnahme

Das hat auch einen Vorteil: Man könnte Sonys Zukunfts-Gadget sogar anstelle eines Fernsehers zum Spielen oder Betrachten von Inhalten auf einer virtuellen Grosskinoleinwand verwenden, wozu wir aber auf Dauer wegen der geringeren Auflösung als Full HD in Augennähe nicht raten. Enthalten ist ausserdem ein Stereokopfhörer, den man via 3,5-mm-Klinke an der angekabelten Fernbedienung des VR-Systems anschliesst. Die kleine Fernbedienung mit Druckknöpfen dient zum Ein- und Ausschalten der PSVR und zur Lautstärkeregelung. Sogar eine Demo Disc liefert Sony mit. Lobenswert: Der Hersteller hat alle Teile, besonders die Kabel, mit angehefteten Nummernschildern versehen, und das nicht bloss aus Verwechslungsgründen, sondern auch zur schnellen Inbetriebnahme. Sehr stresshemmend bei der Auspack-Euphorie: Die Einrichtung wird VR-Neulingen in einem A4-Installationsheft Schritt für Schritt erklärt.
Noch mehr Kabel wegen der Verbindungsbox zwischen PS4 und TV
Quelle: PCtipp

Nachteile mit der Verbindungsbox

Abgesehen vom Kabelsalat mit der Prozessoreinheit, ist die Einrichtung tatsächlich in fünf bis zehn Minuten erledigt. Leider gibt es mit dem dazwischengeschalteten Splitter auch zwei Nachteile: Wie aus Sonys FAQ hervorgeht, kann damit über das HDMI-Signal der PS4 keine HDR-Ausgabe erfolgen: Eine Faust aufs Auge für all diejenigen, die sich gerade einen nigelnagelneuen 4K-Fernseher mit Unterstützung für erweiterte Kontraste (HDR) angeschafft haben und auf die bestellte PS4 Pro warten. Man müsste also die Verbindungseinheit der PSVR jedes Mal wieder entkoppeln und die Konsole wieder direkt per HDMI mit dem TV verbinden. Sony, liefere uns bitte hier eine Lösung nach!
Die Processing Unit: im Grunde nichts anderes als ein HDMI-Splitter
Quelle: PCtipp
Einen weiteren Nachteil gibt es mit der Processing Unit: Man benötigt einen zusätzlichen USB-Anschluss der PS4. Also nichts mit Aufladen der beiden Move Controller, die dazu auf eine Datenverbindung der Konsole angewiesen sind. Es sei denn, man besitzt ein zusätzliches Ladedock. Aber, wozu soll man immer noch mehr Geld und Platz für weiteres Zubehör investieren? Ich jedenfalls nicht. Am einfachsten lädt man die Move Controller während einer normalen PS4-Session nach, weil die Splitterbox bzw. die Konsole im normalen Betrieb nicht zwingend auf die USB-Verbindung der Signalbox angewiesen ist.
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Autor(in) Simon Gröflin



Kommentare
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Simon Gröflin
03.11.2016
Die Aussage mit dem Kabel der Playstation Kamera ist nicht korrekt. Es wird nur ein USB Anschluss belegt. Ein USB Anschluss bleibt frei. Die Kamera wird über einen speziellen AUX Anschluss an der Rückseite angeschlossen. Hallo memzila Danke für den Hinweis. Hm.. Sah für mich wirklich wie ein USB-Anschluss aus. Demnach so ein proprietärer Sony-AUX-Anschluss. Ein Hinweis aus einem Sony-FAQ bekräftigt deine Aussage, weswegen ich einmal diese Bemerkung im Test korrigiert habe, dass noch ein USB-Port für die Kamera vonnöten wäre. Ändert aber nichts an meiner Aussage, dass vorne ein USB-Port im Betrieb mit PSVR entfällt. Bin PS4-Neubesitzer. Danke. LG Simon