Tests 08.06.2018, 09:02 Uhr

Audiorecorder-Test: Zoom H5

Wenn die Handy-Qualität einmal nicht ausreicht, muss was Besseres her. Der Zoom H5 ist genau das und noch mehr.
Ganz taufrisch ist der Zoom H5 nicht mehr. Dennoch fällt der Name dieses Audio-Recorders in praktisch jeder Diskussion rund um Aufnahmegeräte. Grund genug, das Gerät einmal genauer anzuschauen.
Viel Gerät in einem kleinen Paket
Der Zoom H5 ist ein Stereo-Aufnahmegerät für den professionellen Einsatz und für anspruchsvolle Privatnutzer. Aufnahmen erledigt der Zoom H5 in WAV mit 16 oder 24 Bit. 44,1 oder 48 kHz sind in allen Modi verfügbar, 96 kHz nur in Stereo. Auf Wunsch gibt es auch diverse MP3-Varianten. Der Recorder nimmt entweder über auswechselbare Aufsteckmikrofone oder über zwei XLR/TRS-Anschlüsse auf.
Die Aufsteckmikrofone sind dabei besonders interessant: Der H5 wird mit einem X/Y-Stereomikrofon ausgeliefert. Dieses lässt sich aber einfach entfernen und durch eines der fünf weiteren Zoom-Mikrofone ersetzen. Das Prinzip funktioniert ähnlich wie bei einer Spiegelreflexkamera. So können Sie das Einsatzgebiet des H5 deutlich erweitern. Neben dem Standardmikrofon XYH-5 haben wir auch das Richtmikrofon SSH-6 getestet. Dazu später mehr.
Falls Ihnen keines der Zoom-Mikrofone zusagt, können Sie auch ein externes Mikrofon per XLR- oder TRS-Kabel anschliessen. Dazu verfügt der H5 über zwei Kombo-Anschlüsse. Mikrofone mit Phantom Power können mit dem Zoom H5 ebenfalls verwendet werden. Allerdings wird dann die sonst gute Batterielaufzeit von rund zwölf Stunden deutlich reduziert. In unserem Test hielt der H5 mit Phantom Power auf einem einzelnen Mikrofon nur noch etwa sieben Stunden durch. Für längere Aufnahmesessions kann der H5 auch per Stromanschluss verwendet werden.
Erstaunlich ist auch die kompakte Grösse des H5. Der Recorder passt locker in eine Hand und kann auch in der mitgelieferten Schutzbox problemlos auf längere Ausflüge mit. Der H5 ist sogar kompakt genug, dass man ihn mit einem Hotshoe-Adapter auf eine Kamera packen kann. Das Extra-Gewicht merkt man dann durchaus, aber für ein ausgewachsenes Aufnahmegerät inklusive Mikrofon ist der H5 unglaublich leicht. Das, obwohl die Verarbeitung des H5 sehr wertig und solid wirkt. Einzig einige der Tasten fühlen sich ein wenig schwammig an. Allem voran die Aufnahmetaste, also genau jene, die unbedingt ein gutes physisches Feedback abgeben sollte. Generell ist die Steuerung eher gewöhnungsbedürftig. Besonders für alle, die sich moderne Touch-Steuerung gewöhnt sind. Beim Zoom H5 wird noch grösstenteils über einen Wippschalter und ein pixeliges Monochrom-Display navigiert. Funktional ist es aber.
In die kleine Packung des H5 hat Zoom ordentlich viel Funktionalität gepackt. Neben den bereits erwähnten XLR-/TRS-Anschlüssen, dem SD-Slot und dem USB-B-Mini-Anschluss für Daten und Strom gibt es noch: 3,5 mm Line Out, 3,5 mm Kopfhörer, 2,5 mm Remote und ein Stativgewinde. Das mitgelieferte Mikrofon bietet zudem einen weiteren 3,5-mm-Line-In-Anschluss.
Das mitgelieferte XYH-5 ist ein ausgezeichneter Allrounder

XYH-5-Standardmikrofon

Generell überzeugt das im Lieferumfang enthaltene Aufsteckmikrofon XYH-5. Das Stereomikrofon verwendet zwei unidirektionale Kondensatormikrofone, die in einem 90-Grad-Winkel zueinander angeordnet sind. Die Mikrofone sind auf zwei kleinen Shockmounts befestigt und nehmen so kaum Bedienungsgeräusche des Nutzers auf. Das Mikrofon nimmt Lautstärken bis 140 dB SPL auf, was genug ist, um einen startenden Jetflieger mit ein wenig Distanz aufzunehmen, ohne dass das Signal überschlägt.
Die Audioqualität des XYH-5 ist für seine Grösse erstaunlich, aber was das Mikrofon besonders auszeichnet, ist seine Vielseitigkeit. Das XYH-5 ist für praktisch alles zu gebrauchen. Musik, Stimmen, Konzerte, Foley (Soundeffekte beim Film), Umgebungsgeräusche und so weiter. Der Aufnahmebereich des XYH-5 ist dabei sehr intuitiv verständlich. Was aus der Richtung der Mikrofone kommt, ist laut, Dinge zur Seite leise, Geräusche hinter dem Mikrofon praktisch unhörbar.

SSH-6-Richtmikrofon

Das SSH-6 ist ideal für fokussierte Aufnahmen
Neben dem Standardmikrofon XYH-5 haben wir auch noch das Richtmikrofon SSH-6 getestet. Dieses funktioniert deutlich anders als das XYH-5. Statt einer relativ breiten Aufnahme der Geräusche, fokussiert das SSH-6 auf einen spezifischen Punkt, auch über längere Distanzen. Will man die Mikrofone mit Kamera-Objektiven vergleichen, wäre das XYH-5 eine Standard-Zoom und das SSH-6 ein Makro-Objektiv im Telebereich.
Was das SSH-6 jedoch von reinen Richtmikrofonen unterscheidet und auch in der Welt der Makro-Objektive nicht möglich wäre, ist das zusätzliche Seitenmikrofon im hinteren Teil der Mikrofonstange. Das ist praktisch, wenn Sie neben einem akustischen Subjekt auch ein wenig der Hintergrundgeräusche mit aufnehmen möchten. Der H5 nimmt dabei beide Mikrofone separat auf, wodurch Sie Subjekt und Umgebung später nach Geschmack zusammenmixen können.
So funktionieren die beiden Mikrofone des SSH-6
Wie schon beim Standardmikrofon ist auch beim SSH-6 die Qualität erstaunlich im Hinblick auf die Grösse. Das Mikrofon ist ideal für Aufnahmen spezifischer Geräuschquellen und nimmt diese sehr detailliert auf. Wie bei allen Richtmikrofonen ist es ratsam, ein Stativ zu verwenden und das Gerät während der Aufnahme nicht zu berühren.



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